Elsbeth Arlt
 

Leseprobe

Gesammelte Werke

Dorothee Bieske
»Elsbeth Arlt ›gesammelte Werke‹«


Elisabeth Vorderwülbecke
»Über … Malerei und Poesie«


Publikationen

Dorothee Bieske  |  Elsbeth Arlt ›gesammelte Werke‹


Die ›gesammelten Werke‹ zeigen Elsbeth Arlts Auseinandersetzung mit dem Wirken des Gelehrten, Schriftstellers und Bibliothekars Gotthold Ephraim Lessing. Zu der weit überwiegenden Zahl der eigens zu dieser Ausstellung entstandenen Bilder gesellen sich einige Arbeiten der Künstlerin aus anderen Projekten. Diese verweisen darauf, dass das Thema im Schaffen der Künstlerin vielfach angesiedelt ist. In den ›gesammelten Werken‹ konzentrieren sich verschiedene Positionen und Arbeitsweisen, die Elsbeth Arlt seit den siebziger Jahren entwickelte. Ihr Ausgangspunkt sind hier Biografie, Werk und Rezeption Lessings, der die letzten elf Jahre seines Lebens als Bibliothekar der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel verbrachte. In dieser Zeit erschienen die Dramen »Emilia Galotti« (1772) und »Nathan der Weise« (1779), auf die sich einige Bilder der Ausstellung beziehen.

1771 verlobte sich Lessing mit Eva König, die er fünf Jahre später heiratete. In der Verlobungszeit unterhielten Lessing und König einen intensiven Briefwechsel. Elsbeth Arlt greift diesen Briefwechsel in mehreren Gemälden auf. Er stellt eines der Fundamente ihrer Arbeit an diesem Ausstellungsprojekt dar und verdeutlicht einen der Ansätze der Künstlerin:
Sie liest das geschriebene Wort Lessings in einer aktuellen Buchausgabe und »rückübersetzt« es gleichsam in Handschrift, und zwar in ihre eigene. Aus der hellen, deckenden Bemalung der Leinwand ist der dünne, fadengleiche Schriftzug ausgespart, so dass Grundierung und Textur der Leinwand sichtbar werden. Der eigentliche Inhalt, die Briefstelle, erscheint also nur umgeben – geradezu umzingelt – von der Malerei oder andersherum: Das klassische Material der Künstlerin, die Farbe, befindet sich zwischen den Zeilen. Die Künstlerin umkreist das geschriebene Wort Lessings: inhaltlich in ihrer theoretischen Annäherung an die Literatur und formal, in dem sie ihrer Reflexion durch Malerei Ausdruck verleiht. Text und Textur stehen in einem unauflöslichen Verhältnis zueinander. Sprache wird gemalt. Wohlüberlegt wählte Elsbeth Arlt drei Briefanfänge, in denen Lessing schreibt, warum er nicht oder nicht eher geschrieben hat. […]

aus: Elsbeth Arlt, »gesammelte Werke«. Hrsg. v. Kunstverein Wolfenbüttel und Elsbeth Arlt, Wolfenbüttel 2004