Elsbeth Arlt
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LeseprobeGesammelte Werke |
Elisabeth Vorderwülbecke | »Über … Malerei und Poesie«
Anlässlich Lessings 275. Geburtstags hat Elsbeth Arlt ihre ›gesammelten Werke‹ im Wolfenbütteler Kunstverein inszeniert: ein horizontales, meist 40 cm hohes Seh- und Leseband, bestehend aus 53 Arbeiten, leicht unter Augenhöhe gehängt, erstreckt sich durch drei Räume. Vertikale »Querschläger« erweitern die Ordnung, ermöglichen auch formal Blick- und Gedankenschleifen, Ein- und Ausstieg. Nach Wahrigs Definition von »sammeln« im Deutschen Wörterbuch ist das Wort mit »zusammentragen, zusammenbringen, zusammenlesen, anhäufen, aufhäufen u. (meist auch) zugleich ordnen; vereinigen« (2) gleichzusetzen. Die Tätigkeit des Sammelns beinhaltet Zufall und Ordnung, bedeutet offenes Konzept, setzt auf Erweiterung eines Anfangs, einer »Idea«, gibt eine »Nöthige Antwort«, aber die 1. Folge, auf eine Vorgabe: Lessing. Dieser schaut uns in die Augen, er nimmt uns in den Blick, begrüßt uns freundlich, einladend. Ein klarer, sorgsam bereiteter Malgrund, schichtenweise aufgetragen. Ein vertikal gesetzter Balken gibt Begrenzung – keine nebulöse Verehrung bitte! »Siehe Seite« – Sehen und Lesen. Wir lesen erste Zeilen aus Briefen von Lessing an Eva König und erfahren was er eigentlich schon längst hätte tun wollen, sollen. Zugleich sehen wir, wie aus Farbe heraus Handschrift entstanden ist. Elsbeth Arlt schreibt malend beziehungsweise malt schreibend. Text wird zum Bild, aber wird das Bild zum Text? Lesen wir ein Bild, oder sehen wir einen Text? (3) Berühren sich die Tätigkeiten des Sehens und des Lesens auf einer zweiten Ebene, der gedanklichen Reflektion? Der Schriftsteller, Bibliothekar, Kritiker, Theoretiker, Theatermacher Lessing erforscht im 18. Jahrhundert Differenzen. Elsbeth Arlt beschreitet mit ihrer Kunst andere Wege. Malerei ist kein Argument. Arlt benutzt Sätze, Begriffe Lessings, recycelt sie im neuen Kontext, spielt mit ihnen, breitet Variationen und Kombinationen von Farbe, Wort, Schriftform aus. […] (1) Gotthold Ephraim Lessing, Laokoon oder über die Grenzen der Malerei und Poesie, (1766). Mit einem Nachwort von Ingrid Kreuzer, Reclam Stuttgart 2003, S. 54
aus: Elsbeth Arlt, »gesammelte Werke«. Hrsg. v. Kunstverein Wolfenbüttel und Elsbeth Arlt, Wolfenbüttel 2004 |